New York City II (1982)
Ich war alleine in N.Y. und hatte Lust, an diesem Abend in ein Lokal mit Livemusik – am liebsten Blues oder eventuell Jazz- zu gehen. Nach Durchsicht der Veranstaltungshinweise entschied ich mich für das nächstgelegene, das ich, als passionierter Fußgänger, sogar per pedes erreichen konnte.
Es spielte ein Duo.Die Musik begeisterte mich nicht, aber da ich schon einmal da war, nahm ich an der Theke Platz und bestellte ein Bier. Bald kam ich mit David, einem Afroamerikaner, ins Gespräch, der offenbar ebenfalls alleine in der Bar war. Wir sprachen über dies und das und ich erzählte ihm wohl, dass ich die Bar gewählt hatte, da es Livemusik gab. Er erwähnte daraufhin, dass er im Musikbusiness tätig sei. Aus irgendeinem Grund glaubte ich ihm nicht, sondern war überzeugt, dass er nur den Faden aufgenommen hatte und imponieren wollte, wagte aber auch nicht, nachzufragen.
Nach einer Weile machte er den Vorschlag, in einen andern Club zu gehen, natürlich war ich dabei. Als wir das Lokal verließen, trafen wir an der Tür zwei schlaksige Schwarze, die meine neue Bekanntschaft als Musiker und Freunde von ihm vorstellte. Mich präsentierte er ihnen gleich als „his friend from Austria“, worauf jener der beiden, der mir als Bassist präsentiert worden war, meinte: „Oh, you are from Austria. Do you know Saalfelden and Lustenau? I’ve been playing there.“ Da konnte ich mir auch vorstellen, dass meine Barbekanntschaft tatsächlich mit dem Musikbusiness zu tun hatte.
Wir nahmen ein Taxi zu einem Lokal, wo gerade der Pianist Sir Roland Hanna mit seinem New York Jazz Quartet – von denen ich noch nie gehört hatte - die letzte Nummer seines Konzertes spielte. Nachdem er es beendet hatte, stellte mich David sowohl ihm und einigen Bandmitgliedern als auch Cecil Taylor, der im Publikum saß, als „his friend from Austria“ vor. Jetzt glaubte ich ihm wirklich, schämte mich ein wenig und dachte: Du sollst dir kein Bildnis machen!
In einem Tross von drei oder vier Taxis zogen wir in den nächsten Club weiter. Ich wagte es nicht, Cecil Taylor direkt anzusprechen und hätte auch nicht gewusst, worüber ich mit ihm reden sollte. Zwar kannte ich seinen Namen, hatte aber keine Ahnung von seiner Musik. Ich unterhielt mich aber gut mit einer jungen Frau aus seiner Entourage, an der mich nicht zuletzt die Sommersprossen auf ihrem braunen Gesicht faszinierten.
Das Bild, ein Porträt von mir, welches sie an der Theke mit Kugelschreiber auf eine Serviette zeichnete und mir zum Abschied schenkte, habe ich auch nicht mehr. Kein Bildnis!
Eigentlich mache ich mir nicht viel aus Autos. Wenn ich sehe, wie viele von diesen großen Wägen mit den blubbernden, vielzylindrigen Motoren ich fotografiere, muss ich die Meinung, die ich von mir habe, überdenken.