Galizien (1983)
Grün und schwarz.
Grün das Land: Wiesen, Mais, Wald. Der Wald allerdings nicht dunkel wie zuhause, sondern licht, fast durchsichtig. Schlanke, graugrüne Eukalyptusbäume und Kiefern, der Boden oft von großfächerigen Farnen bedeckt, dazwischen riesige Granitblöcke.
Grünlich-schwarz gestreift der Fisch, den sie Caballo nennen, obwohl die Zeichnung eher an ein seltsam gefärbtes Zebra erinnert. Es kümmert ihn sicher wenig, dass er nicht der hübscheste von all den vielen verschiedenen Arten ist, die mit offenem Maul in Kisten auf Eis in der Lonja von Malpica liegen und darauf warten, einen Käufer zu finden.
Schwarz die Menschen: In den Dörfern sind fast alle älteren Frauen und viele der Männer schwarz gekleidet. Trauer oder Gewohnheit? Trauer als Gewohnheit? Die Gesichter meist ernst oder verkniffen, prüfend auf unser Auto und dessen Insassen gerichtet. Wir kommen durch ein Dorf, in dem wir keine Bar finden. Und das in Spanien! Nein, wir sind ja in Galizien.
Mitten im Ort hat ein Schuhhändler seinen Lieferwagen der Marke Ebro geparkt, hinter der Hecktüre einen Stapel Schuhkartons aufgeschichtet und darüber ein Brett gelegt. Darauf präsentiert er seine Schätze. Eine Schar von Mädchen und Frauen begutachten und probieren an der Landstraße Schuhe. Am Auto ist ein Lautsprecher montiert, aus dem ohrenbetäubend laute Musik erklingt.
Ein weiterer Händler hat in einem Landrover einen Gemischtwarenladen eingerichtet, in dem von Süßigkeiten über Putzmittel bis zum Besen alles zu finden ist. Einige Kinder tollen herum, Schokolade in der Hand, fast herrscht so etwas wie Kirtagsstimmung.
Aber das viele Schwarz! Dazu die ernsten Gesichter. Die der Männer, die vor den Häusern sitzen oder in den Türen lehnen und jene die der Frauen, die ihre Aufmerksamkeit von den beiden Verkaufswägen weg uns zuwenden, verwirren und bedrücken mich. Wir sind Eindringlinge in ihrer Welt mit unserem Gefährt, einem knallgelben 2CV, das seinen Weg über die schlechte Schotterstraße ins Schwarz gefunden hat.
Ich frage nach der Bar, von der wir schon wissen, dass es sie nicht gibt, nur um einen Grund zum Stehenbleiben zu haben. Nachdem wir es nun offiziell wissen, fahren wir gleich weiter, wagen es nicht, zu bleiben, geschweige zu fotografieren, denn wir kommen uns völlig deplatziert vor. Noch länger spüre ich es im Magen, ein Drücken, ein Bedrücken. Sogar das Grün wirkt nun irgendwie düster und hoffnungslos, den aus Granit erbauten Häusern und ihren harten Bewohnern unterlegen.
Am Meer sieht es etwas anders aus. Schwarzgekleidete Frauen auch hier. Aber bei Netzen und Zubehör dominieren Türkisgrün und Rot. Das eine wohl dem Meer angepasst, das andere als Kontrast dazu. Und unsere Ente, natürlich. Signalfarben.
Grün das Land: Wiesen, Mais, Wald. Der Wald allerdings nicht dunkel wie zuhause, sondern licht, fast durchsichtig. Schlanke, graugrüne Eukalyptusbäume und Kiefern, der Boden oft von großfächerigen Farnen bedeckt, dazwischen riesige Granitblöcke.
Grünlich-schwarz gestreift der Fisch, den sie Caballo nennen, obwohl die Zeichnung eher an ein seltsam gefärbtes Zebra erinnert. Es kümmert ihn sicher wenig, dass er nicht der hübscheste von all den vielen verschiedenen Arten ist, die mit offenem Maul in Kisten auf Eis in der Lonja von Malpica liegen und darauf warten, einen Käufer zu finden.
Schwarz die Menschen: In den Dörfern sind fast alle älteren Frauen und viele der Männer schwarz gekleidet. Trauer oder Gewohnheit? Trauer als Gewohnheit? Die Gesichter meist ernst oder verkniffen, prüfend auf unser Auto und dessen Insassen gerichtet. Wir kommen durch ein Dorf, in dem wir keine Bar finden. Und das in Spanien! Nein, wir sind ja in Galizien.
Mitten im Ort hat ein Schuhhändler seinen Lieferwagen der Marke Ebro geparkt, hinter der Hecktüre einen Stapel Schuhkartons aufgeschichtet und darüber ein Brett gelegt. Darauf präsentiert er seine Schätze. Eine Schar von Mädchen und Frauen begutachten und probieren an der Landstraße Schuhe. Am Auto ist ein Lautsprecher montiert, aus dem ohrenbetäubend laute Musik erklingt.
Ein weiterer Händler hat in einem Landrover einen Gemischtwarenladen eingerichtet, in dem von Süßigkeiten über Putzmittel bis zum Besen alles zu finden ist. Einige Kinder tollen herum, Schokolade in der Hand, fast herrscht so etwas wie Kirtagsstimmung.
Aber das viele Schwarz! Dazu die ernsten Gesichter. Die der Männer, die vor den Häusern sitzen oder in den Türen lehnen und jene die der Frauen, die ihre Aufmerksamkeit von den beiden Verkaufswägen weg uns zuwenden, verwirren und bedrücken mich. Wir sind Eindringlinge in ihrer Welt mit unserem Gefährt, einem knallgelben 2CV, das seinen Weg über die schlechte Schotterstraße ins Schwarz gefunden hat.
Ich frage nach der Bar, von der wir schon wissen, dass es sie nicht gibt, nur um einen Grund zum Stehenbleiben zu haben. Nachdem wir es nun offiziell wissen, fahren wir gleich weiter, wagen es nicht, zu bleiben, geschweige zu fotografieren, denn wir kommen uns völlig deplatziert vor. Noch länger spüre ich es im Magen, ein Drücken, ein Bedrücken. Sogar das Grün wirkt nun irgendwie düster und hoffnungslos, den aus Granit erbauten Häusern und ihren harten Bewohnern unterlegen.
Am Meer sieht es etwas anders aus. Schwarzgekleidete Frauen auch hier. Aber bei Netzen und Zubehör dominieren Türkisgrün und Rot. Das eine wohl dem Meer angepasst, das andere als Kontrast dazu. Und unsere Ente, natürlich. Signalfarben.
Santiago de Compostela
Das Zentrum: ein einziges Freilichtmuseum, auch an Besuchern fehlt es nicht.
Oder eine Filmkulisse für einen Historienschinken: Eine mit schwarzen Pumphosen, Kniestrümpfen und einem wallenden schwarzen Umhang bekleidete Gestalt kommt durch eine enge, nur von zwei Laternen spärlich beleuchtete Gasse herunter. Schnitt. Im Film mag er der Liebhaber oder der Verschwörer sein, vielleicht auch beides. Hier ist er Musiker bei einer „Tuna“, einer jener studentischen Musikgruppen mit langer Tradition, die in Kürze, wie allabendlich, unter den Arkaden für die Touristen aufspielen wird.
Und sonst? Gut essen, viel trinken; mit Lussi, Susanna und Lilo bis 5 Uhr früh auf einer Mauer sitzen und reden; Trottel, die das Stoffdach unseres 2CV aufschneiden anstatt es einfach aufzumachen, um nach Brauchbarem im Auto zu suchen; sich mit einem Bier auf die Gehsteigkante setzen und die Passanten beobachten; Ansichtskarten von Valle-Inclán und Rosalía de Castro kaufen.
Das Zentrum: ein einziges Freilichtmuseum, auch an Besuchern fehlt es nicht.
Oder eine Filmkulisse für einen Historienschinken: Eine mit schwarzen Pumphosen, Kniestrümpfen und einem wallenden schwarzen Umhang bekleidete Gestalt kommt durch eine enge, nur von zwei Laternen spärlich beleuchtete Gasse herunter. Schnitt. Im Film mag er der Liebhaber oder der Verschwörer sein, vielleicht auch beides. Hier ist er Musiker bei einer „Tuna“, einer jener studentischen Musikgruppen mit langer Tradition, die in Kürze, wie allabendlich, unter den Arkaden für die Touristen aufspielen wird.
Und sonst? Gut essen, viel trinken; mit Lussi, Susanna und Lilo bis 5 Uhr früh auf einer Mauer sitzen und reden; Trottel, die das Stoffdach unseres 2CV aufschneiden anstatt es einfach aufzumachen, um nach Brauchbarem im Auto zu suchen; sich mit einem Bier auf die Gehsteigkante setzen und die Passanten beobachten; Ansichtskarten von Valle-Inclán und Rosalía de Castro kaufen.